Von Schwarzgebranntem zu Drogenkartellen

Von Schwarzgebranntem zu Drogenkartellen

Bild von Schmugglern quer

Wie aus „Helgoland Connection“ ein Buch wurde: Die Inspiration für diese Geschichte stammt natürlich von der Insel Helgoland. Die Insel in der Nordsee hat mich schon immer fasziniert – ihre Lage weit entfernt von der Küste, die Geschäfte und Duty-Free-Shops und natürlich ihre lange Geschichte des Schmuggels, unter dänischer, britischer und später unter deutscher Regentschaft. Ursprünglich sollte „Helgoland Connection“ eine kurze Einleitung für meinen Roman „Rotes Kliff“ werden. Die Abonennten meines Newsletters haben die Kurzgeschichte mit 75 Seiten bereits lesen können. Dann aber nahm die Geschichte ein Eigenleben an und Stück für Stück habe ich sie zu einem eigenen Buch mit 250 Seiten ausgebaut.

Von Alkoholschmugglern zu Drogenhändlern

Anfangs drehte sich alles um Alkoholschmuggel und Schwarzbrennerei. Doch je tiefer ich in die Recherche einstieg, desto klarer wurde mir, dass die Realität oft noch spektakulärer sein kann als die Fiktion. Außerdem ist der Wert des geschmuggelten Alkohols doch nicht mit Luxusgütern oder Drogen zu vergleichen. Die Idee von Drogenschmugglern, die mit Hightech-Schnellbooten in der Elbmündung operieren, faszinierte mich. Ähnlich wie an der Küste Galiziens in Spanien könnten sie Drogen und gefälschte Luxusgüter von Frachtschiffen übernehmen, bevor diese den Hamburger Hafen erreichen.

Anders als bei meinen anderen Büchern hatte ich diesmal keinen detaillierten Plan – die Geschichte wuchs quasi organisch. Es war eine neue Erfahrung für mich als Autor. So hatte ich „Rotes Kliff“ im wesentlichen noch durchgeplant, ebenso wie die anderen Bände der „Erik & Amelia“-Reihe. Es war gar nicht immer leicht, dabei den Überblick zu behalten. Aber ich legte großen Wert darauf, trotz aller spannenden Wendungen realistisch zu bleiben.

Die Erzähltechnik der Vorausdeutung

Während des Schreibprozesses wollte ich auch die Vorausdeutung (oder „Foreshadowing“) als Erzähltechnik stärker einbauen. Diese Methode ist mehr als nur ein Trick – sie ist ein Werkzeug, um Spannung aufzubauen und die Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Ein Beispiel: Schon in dem Buch „Der Passagier aus Chicago“ übergibt ein unbekannter Mann am Bahnhof in Denver Erik und Frank ein Paket, das diese nach Reno bringen sollen – und sie werden großzügig entlohnt dafür. Der Leser ahnt, das damit etwas nicht stimmen kann. Erik ahnt es auch, aber Frank ist begeistert davon, die „Reisekasse etwas aufzubessern“. Schon hat die dunkle Vorahnung die Leser ergriffen.

In der überarbeiteten Version von „Helgoland Connection“ habe ich einen neuen Handlungsstrang mit Vorausdeutungen eingewoben. Er dreht sich um den Plan von Hafenchef Ingolf Deichmann, die vier „Schnüffler“ auf hoher See einfach verschwinden zu lassen – wovon diese natürlich nichts ahnen können. Wie das ausgeht, kann ich hier natürlich nicht verraten.

Subtile Andeutungen in „Helgoland Connection“

Die Herausforderung bei dieser Technik liegt darin, die Balance zu halten. Zu offensichtliche Hinweise nehmen der Geschichte die Spannung. Zu subtile Andeutungen gehen unter. Es ist ein ständiges Abwägen, wie viel man preisgibt und wie viel man zurückhält.

Man kann es so zusammenfassen: Vorausdeutung verleiht einer Geschichte Tiefe. Sie regt zum Nachdenken an, lädt zum Spekulieren ein. Sie schafft eine zusätzliche Ebene, die beim zweiten Lesen neue Perspektiven eröffnet. Vor allem aber macht sie die Lektüre zu einem aktiven Erlebnis. Der Leser wird zum Detektiv, der Hinweise sammelt und Verbindungen herstellt.

Eine Brücke zur Zukunft am „Roten Kliff“

Im Fall von „Helgoland Connection“ gibt es am Ende die nächste Vorausdeutung, als Erik im Hamburger Rathaus die Pressesprecherin Freya Jensen kennenlernt. Sie schlägt eine Brücke zum nächsten Band der Serie. Sie deutet an, dass die Ereignisse auf Helgoland Teil eines größeren Zusammenhangs sind, ohne zu viel vorwegzunehmen.

Das Ergebnis ist ein Thriller, der von harmlosen Segeltouren bis hin zu gefährlichen Verfolgungsjagden auf hoher See reicht. Die Spannung steigt konstant und hält hoffentlich bis zum großen Finale in Atem. Gleichzeitig ist es mir wichtig, ein authentisches Bild von Helgoland zu zeichnen, mit all seinen Besonderheiten und seiner faszinierenden Geschichte.

Ich bin gespannt, wie euch die Geschichte gefällt. Und wer weiß – vielleicht inspiriert euch ja euer nächster Besuch auf Helgoland dazu, die Insel mit anderen Augen zu sehen. Aber keine Sorge: Die einzigen Verbrechen, die ihr dort in der Realität erleben werdet, sind hoffentlich die in meinem Buch!

Dampfer fährt nach Helgoland

Das Schiff der Schmuggler: Die „MS Rungholt“ auf ihrem Weg in den Helgoländer Hafen.