Die Schauplätze des Passagiers: Chicago
Am Lake Michigan beginnt die Reise von Erik durch die Vereinigten Staaten. In diesen Beiträgen möchte ich die Schauplätze des Buchs „Der Passagier aus Chicago“ vorstellen, den Anfang macht natürlich die große Stadt am Seeufer. Im Roman ist er mit seinem Freund Frank nach Chicago gereist. Mehr unfreiwillig landen sie im „California Zephyr“, dem Zug, der sie nach Westen bringen soll. So wie Erik und Frank in dem Buch hat auch mich Chicago fasziniert.
Ich bin mehrfach dort gewesen, zweimal bin ich mit dem Zug aus New York dorthin gereist. Die erste Fahrt führte über das Hudson River Valley und Albany, die zweite über Pittsburgh. Mit „Amtrak“ ginge es beide Male auch weiter: einmal nach Westen in Richtung San Francisco und einmal nach Nordosten, nach Detroit. Spätere Besuche folgten dann aber mit dem Flugzeug, direkt aus New York.
In Downtown zu Fuß unterwegs
Chicago kommt mir wie der kleine Bruder von New York vor. Kein Wunder: Die Stadt ist mit knapp 2,7 Millionen Einwohnern die drittgrößte Metropole der USA. 2,7 Millionen, das erscheint ja gar nicht so groß, kleiner als Berlin. Ja, aber die gesamte „Metropolregion Chicago“ hat 9,5 Millionen „residents“. Die Skyline der Stadt, besonders mit dem markanten Hochhaus „Sears Tower“ (der heute „Willis Tower“ heißt) rivalisiert mit Manhattan.
Man kann sich in dieser sehr großen, urbanen Stadt wohlfühlen und die Innenstadt und besonders die Promenade am Lake Michigan wunderbar zu Fuß spazieren. Chicago wird auch „Großstadt mit Kleinstadt-Gefühl“ genannt, aber nach meinen Maßstäben kommt dort kein Kleinstadt-Gefühl auf, dafür ist Chicago einfach zu groß.
„Magnificent Mile“ und der „River Walk“
Zu den Top-Sehenswürdigkeiten gehören das „Art Institute of Chicago“, der „Millenium Park“, die „Magnificent Mile“ und der „River Walk“ zum Bummeln in der Innenstadt und natürlich das „Skydeck“ im Willis Tower. Die Aussichtsplattform im John Hancock Center, einem riesigen Hochhaus, finde ich von der Lage noch eine Spur beeindruckender finde. Aber ich möchte hier ja keine Sehenswürdigkeiten „abhaken“, das mag mein Protagonist Erik in dem Buch ja auch nicht. Er nicht der „Tourist aus Chicago“. Oh, und ich erinnere mich daran, in der „Elm Street“ zwischen Michigan Avenue und der „Golden Mile“ in einigen Bars ziemlich lustige Abende verbracht zu haben.
Zwei Unterkünfte sind mir sehr gut im Gedächtnis geblieben: In Chicago habe ich in einem Sportsclub übernachtet, der Gästezimmer angeboten hat. Diese befanden sich in den obersten Stockwerken eines wirklich sehr hohen Hochhauses. Ich glaube, es muss im 50. Stock gewesen sein. Ganz tief unter mir lag der hell erleuchtete Bahnhof der Lasalle Street Station, die heute nur noch dem Regionalverkehr dient. Die zweite Unterkunft war ein „Retro Motel“, das „The Heart von Chicago“ hieß, und in einem Vorort lag – den man aber bequem mit der U-Bahn erreichen konnte. Die Zimmer waren in einem fantastischen 60er-Jahre Retro-Look eingerichtet und man konnte sich dort sehr wohlfühlen.
Der passende Titel für das Buch
Nun trägt mein Buch in der deutschen Ausgabe ja den Titel „Der Passagier aus Chicago“. Und das hat einen schlichten Grund: Chicago verlassen fast alle Fernzüge, die in den USA nach Westen fahren – gleich, ob man im Süden, in der Mitte oder im Norden unterwegs ist. Die Stadt ist der zentrale Eisenbahn-Hub für den Passagierverkehr in den USA. Also ist der Protagonist Erik der „Passagier aus Chicago“.
Im Buch wird das mehrfach aufgegriffen: So fragt ihn der Schaffner im kanadischen Zug, ob er der „Passagier aus Chicago“ sei, was für ihn gleichbedeutend mit einem Reisenden auf dem Mittleren Westen der USA ist – auch wenn Erik in dieser Szene in Minneapolis aufgebrochen ist. Seine Freundin Amelia fragt ihn später, wo er seine lange Zugreise durch die USA begonnen hat. „In Chicago“, antwortet Erik. Amelia sagt: „Dann bist Du für mich jetzt der Passagier aus Chicago.“ Weil Chicago so eine interessante und vielseitige Großstadt am Lake Michigan ist, trägt nun die deutsche Ausgabe diesen Titel.